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Tonplastik

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Susanna im Bade
2023
110 x 110 cm
Öl auf Leinwand

Bildbeschreibung

Die Geschichte der Susanna im Bade findet man schon in vorchristlicher Zeit in unterschiedlichen Quellen in hebräischer, aramäischer, griechischer und lateinischer Sprache mit inhaltlichen Variationen. Die katholische Kirche nahm die Geschichte im Buch Daniel ins Alte Testament auf. Luther nahm das Buch Daniel nicht in den biblischen Kanon auf. Er ordnete sie den Apokryphen zu, die er zwischen dem Alten und dem Neuen Testament platzierte.

Die Geschichte diente vielen Malern als Vorlage für ihre Werke. Wikipedia spricht von mehr als 1400 Werken. Die früheste erhaltene Darstellung der Susanna aus dem dritten Jahrhundert befindet sich in der Cappella Greca der Priscilla-Katakombe in Rom. Eine der neusten Darstellungen ist mein hier gezeigtes Werk. Im Wikipedia-Beitrag sind einige berühmte Abbildungen enthalten.

Die Darstellungen Susannas betonen zunächst ihre Keuschheit, stehen aber später ab dem 16. Jahrhundert auch im Dienst des männlichen Voyeurismus. In dieser Zeit wird Susanna erstmals fast nackt oder nackt dargestellt. Die Aktdarstellung wird durch das biblische Motiv legitimiert.

Susanna ist eine schöne und gottesfürchtige jüdische Frau, die mit ihrem reichen Mann Joakim und ihrer Familie während der jüdischen Diaspora in Babylon lebte. An einem heißen Tag will sie ein Bad in ihrem Garten nehmen, weswegen sie ihre Dienerinnen wegschickt.

Zwei Männer (sie werden im Text als Älteste oder Richter bezeichnet), die häufiger im Haus zu Gast waren, hatten mitbekommen, dass sie baden wollte. Daraufhin versteckten sie sich im Garten, bis die Dienerinnen verschwunden waren. Sie überraschten die nackte Susanna und wollten sie vergewaltigen. Sie wandten nicht körperliche Gewalt an, sondern versuchten sie mit einer Drohung zu erpressen. Sie drohten ihr, sie des Ehebruchs mit einem jungen Mann zu beschuldigen, wenn sie ihnen nicht zu Willen wäre. Zu dieser Zeit wurde Ehebruch mit der Todesstrafe geahndet, was Susanna unter großen Druck setzte. Sie ging trotzdem nicht auf ihre Forderungen ein, begann zu schreien und betete zu Gott.

Als die Hausangestellten herbeieilten, machten die beiden Männer ihre Drohung wahr und beschuldigten Susanna des Ehebruchs. Da sie hochgestellte Persönlichkeiten waren, wird ihrer Aussage geglaubt und Susanna wird zum Tode verurteilt. Sie betet zu Gott und bittet um Hilfe. Gott erhört sie und lässt Daniel, einen Jüngling, vom heiligen Geist erleuchten. Er verteidigt Susanna, kritisiert das Gerichtsurteil und behauptet, dass sie unschuldig ist. Er wird zum Richter ernannt und beauftragt, seine Behauptung zu beweisen.

Daniel trennt die beiden Männer voneinander und verhört sie einzeln. Bei der Frage unter welchem Baum der Ehebruch vollzogen wurde, widersprechen sich die beiden Männer, wodurch ihre Falschaussage als belegt gilt. Susanna wird rehabilitiert und die beiden Männer werden zum Tode verurteilt.

Es ist interessant, dass die Susanna Geschichte in der Rechtsprechung als wegweisend für den Grundsatz der getrennten Zeugenbefragung gilt. Dieser Grundsatz wurde im europäischen Prozessrecht im 12. Jahrhundert eingeführt.

Die feministische Bewegung weist darauf hin, dass nicht Susanna trotz ihrer heldenhaften Haltung die starke Heldin der Geschichte ist, sondern Daniel, der sie rettet. Susannas ist ein Objekt männlicher Akteure. Ihr Ehemann ist der Herr über ihren Körper (und man fragt sich, weshalb er bei ihrer Rettung keine Rolle spielte), die beiden Sexualstraftäter begehren ihren Körper zur eigenen Befriedigung und Daniel rettet immerhin ihr Leben und begründet so seine Karriere.

Meine Darstellung der Geschichte von Susanna verlagert die Szene aus dem Garten heraus an ein Ufer eines Gewässers, möglicherweise an einen öffentlichen Strand. Die beiden Männer sind ebenso wie Susanna in Badekleidung. Susanna ist eine selbstbewusste aktive Frau. Die Gestalt der Susanna ist so angelegt, dass sie übermächtig den weit in den Hintergrund verschobenen und perspektivisch verkleinerten Männern gegenübersteht. Die Handelnde ist hier Susanna. Die beiden Männer erscheinen eher defensiv. Ob sich die Machtverhältnisse wirklich umkehren, hängt vom nicht dargestellten Kontext ab. Es liegt insofern in der Fantasie der Betrachtenden. Es scheint eine erschreckende Wahrheit zu sein, dass Menschen anderen Schreckliches antun, wenn sie es können. Insbesondere wenn sie keine Strafe erwarten müssen und wenn sie sich aus welchen Gründen auch immer für wertvoller halten als ihre Opfer.