Gemälde

Grafik

Tonplastik

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Fünffaltigkeit
2021
110 x110 cm
Öl auf Leinwand

Bildbeschreibung

Das Ölbild „Fünffaltigkeit“ gehört zu meiner Serie über das Familienleben. Es zeigt eine fünfköpfige Familie, die alle freundlich den Betrachtenden entgegenblicken. Hinter ihnen sitzen im dichten Blattdickicht ebenfalls fünf Kobolde, eine Lemurenart, welche mit roten großen Augen über die Köpfe der Menschen hinwegsehen. Zusammen bilden die roten starrenden Augen ein Dreieck. Dies verweist auf die Darstellung des alles sehenden Gottes in der christlichen Ikonographie.

Die Lemuren gehören zur Teilordnung der Primaten, die auch den Homo sapiens einschließen. Es ist also nicht so abwegig, dass der sehende Gott durch die Lemuren repräsentiert wird. Denn wir finden im Alten Testament den Satz: „Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“. Ironisch wird im Bild auf die Anmaßung der Menschen angespielt, sich über die Natur zu erheben, wobei der Mensch letztendlich selbst auch zur Teilordnung der Primaten gehört.

Der wissenschaftliche Name der Lemuren ist Lemuriformes von lateinisch Lemures „Schattengeister der Verstorbenen“ und forma „Gestalt“. Das Bild zeigt also auch die Familie im Kreis ihrer Ahnen.

Dass diese Interpretation bis in die Neuzeit nicht vergessen wurde, zeigt sich in Goethes Faust II. Dort werden die Lemuren zur Grablegung von Faust herbeigerufen:

MEPHISTOPHELES als Aufseher voran.
Herbei! herbei! Herein, herein!
Ihr schlotternden Lemuren,
Aus Bändern, Sehnen und Gebein
Geflickte Halbnaturen!

Den Begriff Fünffaltigkeit (im englischen Original: Quinity) findet man in einem Artikel von Kantorowicz, der eine Zeichnung im Britischen Museum bespricht.
Beschreibung: Quinity of Winchester, c. 1012 to 1020, Cotton Ms. Titus D XXVII, fol. 75v, British Museum
Datum: 1012 to 1020
Quelle: Ernst H. Kantorowicz, The Quinity of Winchester, The Art Bulletin, vol. 29, no. 2, 1947, pp. 73-85
Urheber: unknown master, c. 1012-1020